Der Wein – ein einzigartiges Getränk, das uns immer wieder unglaubliche Geschmackserlebnisse beschert. Und wir sind lange nicht die Ersten, die ein köstliches Gläschen Wein zu schätzen wissen. Schon lange vor unserer Zeit wurde der Wein hochgelobt und ausgiebig verzehrt. Unsere Vorfahren, seien es die im alten Ägypten, die weisen Griechen oder die kampferprobten Römer, liebten den Wein mindestens genau so sehr wie wir jetzt. So sehr, dass sie im eigens einen Gott zur Seite stellten. Oder besser gesagt gleich mehrere, denn sie alle hatten da so ihre Vorstellungen, und einen Gott zu teilen kam da ganz sicher nicht infrage.
Der wohl bekannteste göttliche Repräsentant des Weins ist Bacchus. Der römische Gott ist der Inbegriff der feucht fröhlichen Feierlichkeiten. Nur zu gerne wird er in der Kunst als Betrunkener dargestellt, der ganz gewiss kein Glas des kostbaren Saftes der Traube verschmähte.
Etwas göttlicher und zurückhaltender kommt da Dionysos daher. Der Gott der Griechen weiß ein gutes Glas Wein zwar mit Sicherheit genau so sehr zu schätzen, wie der römische Bacchus, wirkt aber in seiner Darstellung eher etwas gediegener. Doch der Schein trügt. Denn der Gott des Weines, der Fruchtbarkeit und Ekstase ist, als jüngster Gott der Griechen, sicher kein langweiliger Geselle. Auch wie man feiert, weiß Dionysos nur zu gut. Seine Feste waren vor allem religiös angehaucht, was wohl daher rührt, dass der Wein in der griechischen Antike Gegenstand religiöser Verehrung war.
Auch in Ägypten wusste man ganz genau, wem die Weinopfer kredenzt werden mussten. Und zwar Osiris. Er ist zwar nicht in erster Linie Weingott – man kennt ihn vor allem als Gott des Jenseits, der Fruchtbarkeit und der Wiedergeburt – aber so ein Gott ist ja auch gut und gerne mehreren Aufgaben gewachsen.
Die „Ekstase“, die durch den Genuss von Wein hervorgerufen wird – das werden die meisten wohl nur zu gut kennen 🙂 – hat den Wein in zahlreichen Kulturen zum wichtigen Bestandteil ritueller Praktiken gemacht. Seine Aufgabe war es in den antiken Mythologien unter anderem, eine Nähe zu einem bestimmten Gott zu schaffen (dafür sorgte dann die Ekstase). Anders als heute war zu dieser Zeit nicht etwa ein Winzer allein zuständig für die Weinherstellung, der mehr oder weniger schalten und walten konnte, wie es ihm beliebte. In der Antike spielten hier zahlreiche religiöse Normen eine wichtige Rolle. So wurde der Beginn der Ernte beispielsweise von einem Priester festgelegt und auch sonst hatte die Religion bei der Weinherstellung ihre Finger mit im Spiel.
Das war es auch schon wieder für diese Woche. Besuchen Sie uns doch in unserer Vinothek – vielleicht begegnen Sie dort auch dem ein oder anderen Weingott, der sich ein Glas Moselwein genehmigt 🙂